Marshall WILLEN Bluetooth Lautsprecher im Test

Die tragbaren Bluetooth-Lautsprecher von Marshall sind in einer Kategorie, die von sportlichen Modellen gesättigt ist, eine stetige Präsenz von Coolness, und der Willen (99€) bleibt diesem Ansatz treu. Dieser Lautsprecher zeichnet sich durch ein von Rockmusik inspiriertes Retro-Design aus und liefert für seine Größe einen erstaunlich kraftvollen Klang. Außerdem gefallen uns die praktischen Details, wie der integrierte Trageriemen und die robuste Verarbeitung. Aus klanglicher Sicht bietet er jedoch nicht genug, um seinen Preis im Vergleich zu ähnlich teuren Konkurrenten wie dem leistungsstärkeren JBL Flip 6 (129,95 Euro) zu rechtfertigen. Vergessen Sie nicht, dass keiner der Konkurrenten das gleiche Gefühl von Rock'n'Roll-Swagger bietet.

Kompakte Leistung

Der Marshall Willen ist derzeit in einer schwarz-messingfarbenen Ausführung erhältlich und wird später in diesem Jahr auch in einer cremefarbenen Variante verfügbar sein. Die Rock-Ästhetik des Unternehmens wird mit einem Gehäuse aus Kunstleder (das sich gummiartig und wetterfest anfühlt) und einem schraffierten Gitter auf der Vorderseite, das an einen klassischen Gitarrenverstärker erinnert, aufrecht erhalten. Er misst nur 4,0 x 4,0 x 1,6 Zoll (HWD) und wiegt 10,9 Unzen. Zum Vergleich: Der JBL Flip 6 (7,0 x 2,6 x 2,8 Zoll, 1,0 Pfund) und der 169,99€ Marshall Emberton II (2,7 x 6,3 x 3,0 Zoll, 1,5 Pfund) sind deutlich größer.

Hinter dem Gitter treibt ein 10-Watt-Class-D-Verstärker den 2-Zoll-Breitbandtreiber an, während zwei Passivradiatoren für ein Gefühl der Bass Tiefe sorgen. Der Willen ist kompatibel mit Bluetooth 5.1 und unterstützt den SBC-Bluetooth-Codec; AptX- und AAC-Unterstützung fehlen, aber das ist nicht weiter schlimm, da der Willen Mono-Audio ausgibt. Außerdem können Sie mehrere Willen-Lautsprecher durch mehrmaliges Drücken der Bluetooth-Taste miteinander verbinden.
Auf der Vorderseite befindet sich ein Marshall-Schriftzug aus Messing, während in der oberen rechten Ecke eine Multifunktionstaste aus Messing angebracht ist. Auf der linken Seite befindet sich ein nicht abgedeckter USB-C-Anschluss für das mitgelieferte USB-C-auf-USB-A-Ladekabel. Und auf der Rückseite verfügt der Lautsprecher über eine Schlaufe, mit der Sie ihn an verschiedenen Oberflächen befestigen können, z. B. an einem Fahrradlenker.

Die Multifunktionstaste dient zum Einschalten (gedrückt halten) und zur Wiedergabe (drücken) sowie zur Lautstärkeregelung (nach oben oder unten schieben) und zur Titelnavigation (nach links oder rechts drücken). Es ist ein nützliches, einfach zu bedienendes Bedienelement, das auch noch gut aussieht. Auf der Oberseite befinden sich Bedienelemente für die Bluetooth-Kopplung, eine Taste für das Mikrofon der Freisprecheinrichtung (drücken Sie sie, um zwischen Ihrem Telefon und der Freisprecheinrichtung des Willen umzuschalten), eine Status-LED und eine Anzeige für die Akkulaufzeit (beide sind rot).

Die IP67-Klassifizierung des Willen ist hervorragend - der Lautsprecher ist vollständig staub- und wasserdicht. Sie können ihn bis zu 30 Minuten lang in eine Tiefe von bis zu 1 Meter eintauchen und ihn problemlos unter dem Wasserhahn abspülen. Weder Wasserspritzer am Pool noch heftige Regengüsse sollten ein großes Risiko darstellen.

Marshall schätzt, dass der Willen mit einer Batterie etwa 15 Stunden durchhalten kann. Das ist ein hervorragender Wert, aber die Ergebnisse hängen von der Lautstärke ab, die Sie normalerweise verwenden. Zum Vergleich: Der JBL Flip 6 hat nur eine Akkulaufzeit von 12 Stunden. Das Wiederaufladen dauert ganze drei Stunden.

Die Marshall Bluetooth-App (verfügbar für Android und iOS) bietet drei EQ-Voreinstellungen: die standardmäßige Marshall-Klangsignatur, Push (verstärkte Höhen und Bässe) und Voice (verbesserte Stimmklarheit). Sie können diese EQ-Voreinstellungen nicht anpassen, aber das ist nichts, was wir bei einem Lautsprecher dieser Klasse erwarten. Ansonsten bietet die App Firmware-Updates und die Möglichkeit, den Stack-Modus (zur Kopplung mehrerer Marshall-Lautsprecher) zu steuern.

Heller, relativ kräftiger Klang

Der Push-EQ-Modus scheint in der Tat etwas mehr Basstiefe zu liefern, aber ein Lautsprecher dieser Größe ist nicht in der Lage, wirklich tiefe Bässe zu liefern, und dieser Modus geht auf Kosten einiger Mitteltöne. Abgesehen davon ist es wirklich eine Frage des Geschmacks, ob Sie den Marshall- oder den Push-Modus verwenden sollten - beide haben ihre Vorzüge. Wir haben den Lautsprecher hauptsächlich im Standard-Marshall-Modus getestet.

Bei Tracks mit intensivem Subbass, wie z. B. "Silent Shout" von The Knife, gibt der Willen bei mittlerer bis hoher Lautstärke einen vernünftigen Anschein von Tiefbass wieder. Bei maximaler Lautstärke sieht die Sache schon anders aus: Hier versucht die digitale Signalverarbeitung (DSP) verzweifelt, den Bassdrumpf auszudünnen, um Verzerrungen zu vermeiden. Dieser Versuch ist meistens erfolgreich, aber das Gehäuse kann ein wenig klappern und die Klangqualität leidet darunter. Dieses Verhalten ist angesichts der Größe des Lautsprechers nicht überraschend und bestätigt nur, dass man sich an moderate Lautstärken halten sollte.

Bill Callahans "Drover", ein Stück mit weit weniger Tiefbass im Mix, gibt uns einen besseren Eindruck von der Klangsignatur des Willen. Das Schlagzeug auf diesem Track kann auf größeren Lautsprechern donnernd klingen, aber hier hat es eine viel subtilere Präsenz; man bekommt einen Hauch der unteren Frequenzen, aber das war's. Callahans Bariton-Gesang erhält viel Tief-Mittelton-Reichweite und etwas zusätzliche Hoch-Mittelton-Präsenz, was zu einem satten, plastischen Klang führt. Die akustischen Strums und die höher registrierten perkussiven Schläge behalten eine gewisse Helligkeit, und selbst bei hohen Lautstärken bleibt alles relativ ausgewogen. Dennoch gibt es eine eindeutige Tendenz zu den helleren, knackigeren Aspekten des Mixes.

Bei "No Church in the Wild" von Jay-Z und Kanye West erhält die Kick-Drum-Schleife viel Präsenz in den Höhen und Mitten, so dass ihr Attack seinen Punch beibehält. Das Vinyl-Knistern und -Rauschen im Hintergrund tritt im Mix einen Schritt nach vorne. Die Subbass-Synthesizerschläge, die den Beat untermalen, sind präsent, aber schwach, und die Drumschleife erhält zusätzliches Gewicht durch die passiven Strahler. Aber auch hier gilt, dass ein Lautsprecher dieser Größe nicht viel Tiefbass liefern wird. Die Vocals auf diesem Track klingen klar, aber wir bemerken einige zusätzliche Zischlaute.

Orchesterstücke, wie die Eröffnungsszene von John Adams' The Gospel According to the Other Mary, haben einen klaren, hellen Klang. Ein angenehmer Reichtum in den unteren Mitten verankert den Mix hier.

Das Mikrofon funktioniert gut. Bei einer Testaufnahme auf einem iPhone hatten wir keine Probleme, jedes Wort zu verstehen, und wir konnten sogar eine gewisse Präsenz im unteren Frequenzbereich des Signals feststellen. Stimmen klingen bei geringem Abstand knackiger, aber Sie sollten in jedem vernünftigen Szenario keine Probleme mit Telefongesprächen über diesen Lautsprecher haben.

Solider Klang, erstklassiger Stil
Der Marshall Willen ist einfach zu bedienen, klingt gut für seine Größe und sieht cool aus. Aber der Preis scheint ein bisschen hoch angesichts der leistungsfähigeren Konkurrenten in dieser Preisklasse, einschließlich des JBL Flip 6 und des vergleichsweise massiven Anker Soundcore Motion Boom (89,99€). Der Bose SoundLink Flex (149€) und der Marshall Emberton II sind hochwertigere Optionen, die Ihre Aufmerksamkeit verdienen, obwohl letzterer in Bezug auf die Klangqualität kein großes Upgrade darstellt. Wenn Sie ein Fan der Marshall-Ästhetik sind und der Preis Sie nicht stört, erfüllt der äußerst tragbare und outdoor-taugliche Willen jedoch die Erwartungen.